Masterplan Güterverkehr und Logistik: Die Bedeutung von Güterverkehr und Logistik
Die Bedeutung von Güterverkehr und Logistik
Mobilität als Grundlage persönlicher Freiheit und sozialer Teilhabe
Güter- und Personenverkehr dienen unterschiedlichen Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an das Verkehrssystem. Doch nicht nur im Personenverkehr, auch in Güterverkehr und Logistik geht es um den Menschen: sei es als Absender oder Besteller von Lieferungen, sei es als Unternehmer oder Beschäftigter in der Lieferkette, sei es als Konsument und Endverbraucher der gelieferten Produkte.
Güterverkehr lässt sich nur als Teil von Mobilität insgesamt betrachten. Auch der Transport von und die Versorgung mit Gütern bilden eine wesentliche Grundlage unserer Lebensqualität und Selbstentfaltung und zugleich eine wichtige Voraussetzung sozialer Interaktion.
Mobilität bildet, indem sie uns Bewegungsfreiheit verschafft, eine Grundbedingung unserer persönlichen Freiheit. Ohne Mobilität ist weder persönliche Selbstentfaltung noch unmittelbare Kommunikation mit anderen Menschen möglich. Mobilität ermöglicht zugleich gesellschaftliche Teilhabe, denn sie ist Voraussetzung für die volle Teilnahme am Arbeitsleben, an Bildung und Kultur sowie am gesellschaftlichen Leben insgesamt. Dies gilt spiegelbildlich auch für den Transport von Gütern: Indem Güterverkehr und Logistik Güter dorthin transportieren, wo sie von Menschen gebraucht werden, schaffen sie die materiellen Voraussetzungen für die Entfaltung der Menschen ebenso wie für den gesellschaftlichen Austausch, der sich im Handel mit Gütern und Produkten manifestiert. Eine weitere soziale Komponente kommt hinzu: Gütertransport und Logistik werden von Menschen für andere Menschen erbracht. Deshalb geht es in dem vorliegenden Masterplan nicht nur um das Verkehrssystem als solches, sondern auch um die in Transport und Logistik tätigen Unternehmen und ihre Beschäftigten, deren Arbeit erst das Funktionieren von Güterverkehr und Logistik ermöglicht.
Mobilität als Motor für Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsaufbau
Mobilität – sei es die Mobilität der Menschen selbst, sei es der Transport von Gütern – bildet eine wichtige Grundlage für Wohlstand und Beschäftigung. Denn diese beruhen auf arbeitsteiliger Produktion und dem Austausch von Produkten und Dienstleistungen. Für eine moderne, arbeitsteilige Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft ist Verkehr – der als Wirtschaftsverkehr sowohl den Güterverkehr als auch den Dienstleistungsverkehr von Personen umfasst – deshalb eine unerlässliche Voraussetzung.
Güterverkehr und Logistik bilden den Dreh- und Angelpunkt unserer arbeitsteiligen Ökonomie. Die Unternehmen in Handel und Gewerbe sind auf zuverlässige und pünktliche Transporte angewiesen. Deutlich wird dies besonders dann, wenn die Transport- und Lieferkette einmal nicht reibungslos funktioniert. Nicht selten kommt es dann binnen kürzester Zeit zu Produktionsausfällen; und es tritt ins Bewusstsein, was angesichts des in der Regel gut funktionierenden Verkehrs- und Logistiksystems in Deutschland weitgehend in Vergessenheit geraten ist, dass nämlich nahezu jeder Arbeitsplatz in Industrie und Gewerbe direkt oder indirekt von einem funktionierenden Logistik- und Verkehrssystem abhängt.
Diese enorme Bedeutung des Verkehrs liegt nicht zuletzt in der Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft begründet. Der Beitrag des Exports zum deutschen Bruttoinlandsprodukt ist zwischen 1995 und 2006 von 16 % auf über 23 % kräftig angestiegen. Diese Entwicklung wird sich – bei einem erwarteten Exportwachstum von rund drei Prozent jährlich – auch in Zukunft fortsetzen. Der Export stellt somit den entscheidenden Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft dar. Hierzu trägt auch der – gleichfalls ansteigende – Import von Vorprodukten bei. Denn der Hochtechnologiestandort Deutschland ist im Rahmen globaler Arbeitsteilung mehr und mehr auf importierte Vorerzeugnisse angewiesen, deren Weiterverarbeitung und Endmontage in Deutschland Arbeitsplätze schafft und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen sichert.
Möglich wird diese Dynamik aber erst durch ein gut funktionierendes Transport- und Logistiksystem. Im globalen Wettbewerb stellt dieses Transportsystem einen bedeutsamen Standortvorteil dar. Es erhöht die Attraktivität des Standorts Deutschland für ausländische Investoren und trägt dazu bei, neue Arbeitsplätze in Handel und Gewerbe zu schaffen. Damit bilden Güterverkehr und Logistik eine wesentliche Voraussetzung, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft dauerhaft zu sichern.
Infolge dieser wirtschaftlichen Bedeutung ist auch der Logistiksektor selbst in den letzten Jahren stetig gewachsen:
- Der Logistiksektor bildet mit heute mehr als 2,6 Mio. unmittelbar in diesem Bereich Beschäftigten einen der größten und sich am dynamischsten entwickelnden Arbeitsmärkte in Deutschland.
- Mit einem geschätzten Umsatz von rund 836 Mrd. Euro (EU 27 plus Norwegen und Schweiz, Stand 2006) rangiert die Logistikwirtschaft an dritter Stelle der großen europäischen Wirtschaftsbranchen, nur knapp übertroffen von der Bau- und Ernährungswirtschaft und weit vor der metallverarbeitenden und der Automobilindustrie.
- Deutschland stellt mit 189 Mrd. Euro Umsatz und einem Anteil von 21 % den mit Abstand bedeutendsten europäischen Logistikmarkt dar. 1
1 Daten nach Fraunhofer Institut Integrierte Schaltung - Arbeitgruppe für Technologien der Logistik-Dienstleistungswirtschaft ATL (2005): Logistikstandort Deutschland; Fraunhofer Institut Integrierte Schaltungen - Arbeitsgruppe für Technologien der Logistik-Dienstleistungen ATL (2007): TOP 100 in European Transport und Logistics Services.