090707 Güter- und Personenverkehr in der Wirtschaftskrise

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Destatis, 07. Juli 2009

Güter- und Personenverkehr in der Wirtschaftskrise

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterlässt deutliche Spuren im Verkehrssektor. Geringerer Handel führt zu weniger Transporten, geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben Einfluss auf die berufliche und private Mobilität. Die aktuelle Lage hat unterschiedliche Auswirkungen auf den Güter- und den Personenverkehr. Während der Güterverkehr in allen Bereichen von außergewöhnlich starken Rückgängen geprägt ist, konnte der Personenverkehr mit Bussen und Bahnen im ersten Quartal 2009 Zuwächse verbuchen.

Einbruch bei See- und Luftfracht

Die Transporte, die über deutsche Seehäfen abgewickelt werden, gingen im ersten Quartal 2009 um fast ein Fünftel im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum zurück. Im August letzten Jahres nahm das Transportaufkommen noch um rund 10% zu, ab September ist das Wachstum eingebrochen und ab November mussten Rückgänge der Transportmenge registriert werden. Das bislang schlechteste Ergebnis zeigte der Februar 2009 mit -20,9%. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Februar 2008 einen Tag länger war als der Februar 2009. Im Seeverkehr mit deutschen Häfen wurden im Jahr 2008 insgesamt 316,7 Millionen Tonnen befördert.

Flugzeuge transportierten 2008 mit 3,5 Millionen Tonnen nur einen Bruchteil der Seefrachtmenge, jedoch handelt es sich hierbei um besonders hochwertige Güter. Das Luftfrachtaufkommen ging im ersten Quartal 2009 beträchtlich zurück (-14,5% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum), wenn auch nicht so stark wie die Seefrachtmenge. Der Rückgang setzte ebenfalls im November 2008 ein und erreichte einen Tiefpunkt im Februar 2009 (-17,5%). Die aktuellen Ergebnisse zeigen für den Monat April eine noch ungünstigere Entwicklung (-20,7%), wobei die Lage der Osterfeiertage (dieses Jahr im April) zu berücksichtigen ist. Erste Ergebnisse für Mai lassen hingegen eine Abschwächung der negativen Entwicklung erkennen: So ist das Luftfrachtaufkommen für den wichtigsten Frachtflughafen Frankfurt nach heftigen Rückgängen von Januar bis April (-23,1%) im Mai erheblich weniger gesunken (-17,1%).

Besonders gravierend stellte sich der Rückgang im grenzüberschreitenden Versand dar: Hier lagen die Abnahmen von See-(-21,6%) bzw. Luftfracht (-16,3%) im ersten Quartal 2009 gegenüber den entsprechenden Vorjahreszeitraum deutlich über dem Gesamtniveau. Diese Entwicklung spiegelt sich in den Ergebnissen der Außenhandelstatistik wider: Im ersten Quartal 2009 nahm die Ausfuhr mengenmäßig um 21,8% gegenüber dem Vorjahresquartal ab. Im April 2009 hat sich die Abwärtstendenz gegenüber dem Vorjahrsmonat weiter verstärkt (-24,8%).

Starker Rückgang im Eisenbahngüterverkehr und in der Binnenschifffahrt

Auch der Eisenbahngüterverkehr verzeichnete im ersten Quartal 2009 beträchtliche Rückgänge (-21,2%). Ähnlich wie im See- und Luftverkehr sind die Abnahmen hier seit November letzten Jahres nachweisbar. Die wenigsten Güter im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat transportierten Eisenbahnunternehmen allerdings im Januar (-27,9%). Seitdem hat sich der Rückgang wieder leicht abgeschwächt. Auch hier traf die Krise den grenzüberschreitenden Versand wesentlich härter als den grenzüberschreitenden Empfang. Insgesamt wurden 2008 im Eisenbahngüterverkehr 371,3 Millionen Tonnen befördert.

Weniger Güter als im Eisenbahngüterverkehr und im Seeverkehr wurden 2008 mit 245,7 Millionen Tonnen auf deutschen Binnenschiffen befördert. Für das aktuelle Jahr liegen bislang nur Ergebnisse für Januar und Februar vor: In diesen ersten zwei Monaten 2009 transportierten Schiffe 23% weniger Güter auf deutschen Binnenwasserstraßen, dies liegt leicht unter dem Rückgang des Eisenbahngüterverkehrs (-24,3%) im selben Zeitraum.

Stärkstes Minus beim Straßengüterverkehr

Den stärksten Rückgang aller Verkehrsträger in den ersten zwei Monaten 2009 verzeichnete der Straßengüterverkehr mit -26,9%. Hier zeigte der Januar mit -28,2% bislang das schlechteste Ergebnis. Der Straßengüterverkehr erfasst den Transport aller deutschen Lastkraftwagen im gewerblichen Verkehr und im Werksverkehr, die Beförderungen ausländischer Fahrzeuge sind nicht enthalten. Der Werksverkehr war mit -30,7% im Januar und Februar 2009 wesentlich härter von der Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen als der gewerbliche Verkehr (-24,6%).

Mengenmäßig stellt der Straßengüterverkehr den wichtigsten Verkehrsträger dar, auf deutschen Lastkraftwagen wurden 2008 insgesamt 3,1 Milliarden Tonnen Güter befördert.

Abnahme bei Flugreisen

Negative Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftslage zeigen sich auch bei Flugreisen. Von Januar bis April 2009 starteten 8,3% weniger Passagiere von deutschen Flughäfen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Abschwung setzte hier allerdings schon zu Beginn des 2. Halbjahrs 2008 ein. Während sich im ersten Halbjahr mit +4,9% die positive Vorjahresentwicklung nur leicht abschwächte, war im zweiten Halbjahr die Krise deutlich spürbar. Der Juli 2008 bewegte sich noch fast auf Vorjahresniveau (-0,2%). Ab August gingen die Flugpassagierzahlen stärker zurück, die höchsten Abnahmen wurden zu Beginn des Jahres 2009 mit -11,4% im Februar und -7,2% im März registriert. Zu berücksichtigen ist auch hierbei, dass der Februar 2008 aufgrund des Schaltjahres einen Tag länger war.

Insgesamt wurden auf deutschen Flughäfen 2008 95,1 Millionen Einsteiger und 95,3 Millionen Aussteiger gezählt, auf den innerdeutschen Verkehr entfielen 24,7 Millionen Passagiere. Da die Passagiere, die nur eine innerdeutsche Flugreise durchführen, nur einmal gezählt werden, belief sich die Gesamtzahl der Fluggäste auf 165,6 Millionen.

Mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen

Entgegen dem allgemeinen Abwärtstrend verzeichnet der Personenverkehr mit Bussen und Bahnen Zuwächse im ersten Quartal 2009. Das betrifft sowohl den Omnibusverkehr, den Straßenbahnverkehr als auch den Eisenbahnverkehr. Am stärksten erhöhte sich der Straßenbahnverkehr mit +8,7%. Im Jahr 2008 hatte die Fahrgastzahl in Straßenbahnen mit insgesamt 3,6 Milliarden Fahrgästen nur leicht (+0,4%) zugenommen.

Der Eisenbahnverkehr konnte die bereits im Vorjahr erkennbare positive Entwicklung im ersten Quartal 2009 mit +4,7% fortsetzen. Das Wachstum ist allerdings allein auf den Schienennahverkehr zurückzuführen, die Zahl der Fahrgäste im Schienenfernverkehr im ersten Quartal 2009 stagnierte. Insgesamt wurden Eisenbahnzüge 2,3 Milliarden Mal im Jahr 2008 genutzt.

Die meisten Fahrgäste nutzen allerdings den Bus (5,2 Milliarden Fahrten 2008). Auch hier nahm die Zahl der Fahrgäste im ersten Quartal 2009 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum mit +2,3% deutlich zu. Fahrgäste fuhren fast ausschließlich im Nahverkehr, die Zahl der Personen, die den Fernverkehr nutzten (2008: 2,2 Millionen), ist im ersten Quartal 2009 hingegen um 8,6% zurückgegangen.

Die Entwicklung des Bundesergebnisses sowohl beim Straßenbahn- als auch beim Busverkehr wurde allerdings wesentlich durch einen mehrere Wochen andauernden Streik im Frühjahr 2008 im Land Berlin beeinflusst. Trotz dieses Effekts waren Zunahmen bei beiden Verkehrsträgern zu verzeichnen.

Quelle: DESTATIS, Autorin: Kristina Walter (Statistisches Bundesamt)