1.7 Hafeninfrastrukturen verbessern, Suprastrukturen modernisieren und erweitern: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. April 2009, 14:03 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Ausgangslage
Als Logistikstandort Nr. 1 in Europa muss Deutschland in den kommenden 20 Jahren eine Verdopplung des Güterumschlags in den Seehäfen bewältigen. Im Containerbereich wird bis 2025 eine Verdreifachung des Aufkommens erwartet, während sich das RoRo-Aufkommen im gleichen Zeitraum ebenfalls knapp verdreifachen wird.
Die Seehäfen müssen sich auf eine höhere Anzahl von Schiffen und auf größere Schiffe einstellen. Die derzeitigen Kapazitäten in den Seehäfen reichen nicht aus, um das zu erwartende Umschlagswachstum zu verkraften. Das 2004 prognostizierte Umschlagswachstum in den Seehäfen, auf dessen Basis die Küstenländer Investitionen von 4,3 Mrd. € und die Hafenwirtschaft Investitionen in die Suprastruktur von 3,2 Mrd. € bis 2012 zugesagt hatten, wurde in den meisten Seehäfen übertroffen.
Die Lager- und Stellplatzkapazitäten der Seehäfen werden durch lange Standzeiten von Containern sowie durch fehlende Informationen über die Zielorte der Güter zusätzlich belastet. Oftmals müssen Container mehrfach umgestapelt werden, bevor sie aus den Häfen transportiert werden. Verschärfend wirkt sich die mangelnde Bereitschaft von Empfängern im Hinterland aus, Güter auch außerhalb der Kernarbeitszeiten anzunehmen. In den Häfen und auf den Hinterlandverbindungen entstehen zu bestimmten Zeiten Höchstbelastungen, während zu anderen Zeiten Kapazitäten ungenutzt bleiben.
Sowohl die Seehäfen als auch die Binnenhäfen werden mit teilweise erheblichen Schwankungen der Ladungsarten konfrontiert. In der Binnenschifffahrt ist eine Zunahme des Schwergutverkehrs und von Gefahrguttransporten zu beobachten. In diesen Bereichen kann die Binnenschifffahrt ihre Stärken – hohe Ladungskapazität, Sicherheit und Zuverlässigkeit – in besonderem Maße ausspielen.
Viele Binnenhäfen entsprechen jedoch nicht mehr dem Stand der Technik. Die Infra- und Suprastrukturentwicklung hat nicht immer mit den geänderten Ladungsarten mitgehalten. Die oftmals kleinen Binnenhäfen sind häufig auf bestimmte Ladungsarten spezialisiert und können nur eine geringe Bandbreite an Dienstleistungen anbieten. Im Einzelfall kann dies wirtschaftlich sinnvoll sein. Die geringe Angebotsbreite der Binnenhäfen hemmt jedoch in vielen Fällen deren Entwicklung zu multimodalen Standorten mit marktorientierten Angeboten.
Beschreibung der Maßnahmen
- Der Bund erwartet von der Hafenwirtschaft, dass sie die in ihrer Zuständigkeit befindliche Suprastruktur so ausbaut, dass die prognostizierten Umschlagsmengen realisiert werden können.
- Der Bund erwartet von der Binnenhafenwirtschaft, dass sie die Binnenhäfen zu multifunktionalen Logistikstandorten mit breiter Angebotspalette fortentwickelt, wo dies sinnvoll ist.
- Der Bund erwartet von den Ländern, dass sie in dem für das reibungslose Funktionieren der Häfen erforderlichen Maß in die Hafeninfrastruktur investieren.
- Der Bund erwartet, dass die Länder und die Hafenwirtschaft prüfen, inwieweit privatwirtschaftlich organisierte und finanzierte Errichtung von Hafeninfrastrukturen auch unter Wettbewerbsgesichtspunkten durchführbar sind.
- Der Bund erwartet von den Ländern, dass sie durch landesplanerische Vorgaben und den Einsatz von Fördermitteln die Standortwahl neuer oder sich verlagernder Unternehmen verstärkt auf Hafenstandorte lenken und durch Flächenaufbereitung und Infrastrukturmaßnahmen die Voraussetzungen für eine stärker hafenorientierte Standortwahl schaffen.
- Der Bund erwartet von der Hafenwirtschaft, dass sie Seehafenfunktionen in das Hinterland verlagert, wenn eine Entlastung knapper Hafenflächen erforderlich ist.
- Der Bund erwartet von den Verladern, Empfängern und Transporteuren bzw. Spediteuren, dass sie sich in ein logistisches System einbinden lassen, welches den Gütertransport rund um die Uhr ermöglicht.
- Der Bund erwartet von der Hafenwirtschaft, dass sie die für die Sortierung der Container im Hafen erforderlichen Daten über Zeitpunkt, Verkehrsmittel und Richtung des Weitertransports bei den Spediteuren und Verladern einfordert, z. B. durch Anreizsysteme.
- Der Bund erwartet von der Hafen- und Logistikwirtschaft, dass sie Maßnahmen für das beschleunigte Routing der Güter zu trimodalen Hinterlandhubs entwickelt.
Auswirkungen
Durch den Ausbau von Hafeninfra- und Suprastrukturen können die Häfen mit der dynamischen Umschlagsentwicklung Schritt halten. Dabei kann privatwirtschaftlich organisierter und finanzierter Hafeninfrastrukturausbau das Wachstum der Häfen beschleunigen.
Binnenhäfen erzielen als logistische Knoten mit dem Ausbau der trimodalen Schnittstellenfunktion und dem Angebot Verkehrsträger übergreifender intermodaler Logistiklösungen einen Wettbewerbsvorteil. Eine nachhaltige Erhöhung des Umschlags in den Binnenhäfen ist zunehmend davon abhängig, dass Gewerbeansiedlung wieder gezielt auf hafennahe Standorte gerichtet wird. Durch verstärkte Gewerbeaktivität wächst das eigene Verkehrsaufkommen für die Binnenschifffahrt. Gleichzeitig unterstützt diese Maßnahme unsere Strategie der Verkehrsvermeidung durch kurze Wege.
Durch die Übernahme von Seehafenfunktionen durch die Binnenhäfenwerden die knappen Stellflächen in den Seehäfen entlastet.
Den Häfen wird durch die Erhöhung der Bereitschaft der Empfänger, Güter auch außerhalb der Kernarbeitszeiten anzunehmen, eine flexiblere Organisation des Weitertransports ermöglicht. Die Verfügbarkeit von Informationen über den Weitertransport sowie ein möglichst schneller Abtransport der Güter führen zu Kapazitätssteigerungen in den Seehäfen. Die Nutzung der Terminalkapazitäten wird durch transparenten Datentransfer vor allem von Seiten der Spediteure und Verlader optimiert.
Zur Verbesserung der Terminalproduktivität und schnelleren Verteilung der Container im Hinterland wird das beschleunigte „Routing“ der Güter im Transitsystem in Richtung der intermodalen Binnenland-Plattformen/-Terminals beitragen.
Verantwortung
Der Ausbau der Suprastrukturen ist Aufgabe der Hafenwirtschaft. Die Länder und Kommunen sind für den Ausbau der Hafeninfrastrukturen zuständig. Maßnahmen zur Verbesserung der Informationen über den Weitertransport der Güter, Verlagerung von Seehafenfunktionen in die Binnenhäfen, Routing und Ausgestaltung eines logistischen Systems zur Ermöglichung des Gütertransports rund um die Uhr müssen durch die Logistik- und Hafenwirtschaft durchgeführt werden.
Haushaltsrelevanz
Die Maßnahmen sind haushaltsneutral.
EU-Relevanz
Keine.
Umsetzungszeitraum
Langfristige Aufgaben.
Fussnoten
- Quelle: http://www.bmvbs.de
1.6 Durch Kombinierten Verkehr die Verlagerung von Straßengüterverkehr auf die umweltfreundlichen Verkehrsträger Wasserstraße und Schiene unterstützen | Inhaltsverzeichnis | 1.8 Engpässe bei der Abfertigung von Binnenschiffen in den Seehäfen beseitigen